Unser Konzept

In der Fachöffentlichkeit werden beide Ansatzpunkte – sowohl sozialpädagogische Maßnahmen als auch psychotherapeutische Bearbeitungsmöglichkeiten – als optimale Hilfestellungen für von Häuslicher Gewalt betroffene Frauen gefordert. Diesem Anspruch wird die Bestärkungsstelle sowohl konzeptionell als auch in ihrer praktischen Arbeit gerecht.

Struktureller Hintergrund: pro–aktiven Kontaktaufnahme und Kommstruktur

Seit 2006 wird die sonst für Beratungsstellen übliche Kommstruktur (Frauen* nehmen von sich aus Kontakt mit der Bestärkungsstelle auf) mit der niedrigschwelligeren pro-aktiven Interventionsarbeit bei Häuslicher Gewalt ergänzt. Pro-aktive Kontaktaufnahme: Im Rahmen des HAIP BISS-Verbundes Hannovers arbeitet die Bestärkungsstelle als Interventionsstelle pro-aktiv. D.h., dass die Bestärkungsstelle nach einem Polizeieinsatz aufgrund Häuslicher Gewalt von sich aus Kontakt aufnimmt mit den von Gewalt betroffenen Frauen* und eine psychosoziale Erstberatung anbietet und mitunter auch direkt am Telefon durchführt.

Methodischer Hintergrund I: Einzelarbeit

Am Anfang der persönlichen Beratung in der Bestärkungsstelle steht immer ein Erstgespräch, das im Einzelkontakt (Telefonisch oder persönliche) mit einer unserer Mitarbeiterinnen durchgeführt wird.

Hier wird der individuelle Unterstützungsbedarf und Schutzbedarf abgeklärt und auf Wunsch folgen in weiteren Einzelgesprächen bestärkende, ressourcenorientierte und stabilisierende Inhalte. Eine Teilnahme am Gruppenangebot zur Ressourcenstärkung ergänzt die Einzelberatungen und bietet Raum für den Austausch mit anderen betroffenen Frauen*.

Grundsätzlich haben alle Frauen* die Möglichkeit, Einzelberatungen und das Gruppenangebot so lange in Anspruch zu nehmen, bis sie sich ausreichend stabil und bestärkt fühlen.

Methodischer Hintergrund II: Gruppenarbeit

Die Gruppenarbeit ist ein wichtiges Element im Konzept der Bestärkungsstelle. Es handelt sich dabei um eine geschlossene Gruppe, die themen- und prozessorientiert arbeitet und aus maximal 7-8 Frauen* besteht, die alle Gewalt von Männern/Frauen* in ihren früheren oder derzeitigen Beziehungen erfahren und sich Hilfe suchend an die Bestärkungsstelle gewendet haben. Zurückliegende Erfahrungen haben gezeigt, dass die Vorgabe von Themen für die Frauen entlastender ist, als wenn sie die relevanten Themen selber einbringen müssen. Dennoch werden aktuelle Anliegen und die Befindlichkeit jeder einzelnen Frau* in der Gruppe zu Beginn jeder Gruppensitzung aufgenommen und besprochen. Die vorbereiteten Themen orientieren sich an den Bedürfnissen der misshandelten Frauen* und lassen sich folgenden Bereichen zuordnen, die für betroffene Frauen zentrale Bedeutung haben:

  • Unterstützung und Information in praktischen Fragen der Alltagsbewältigung
  • Erhöhung der äußeren Sicherheit / der körperlichen Unversehrtheit
  • Stärkung im Umgang mit den Folgen der Gewalterfahrungen und Ängsten
  • Stärkung in der Wahrnehmung und Behauptung eigener Grenzen
  • Stärkung im Umgang als Mutter mit den (mit-)betroffenen Kindern
  • Stärkung des Selbstwertgefühls
  • Erweiterung der Handlungskompetenz
  • Anschauen von biografischen Hintergründen

Die Gruppenarbeit steht immer unter dem Aspekt der Ressourcenaktivierung und bettet die kritischen Themen darin ein. Ein intensiver Austausch über die tatsächlichen Gewalterfahrungen findet nicht statt um eine gegenseitige Retraumatisierung zu verhindern. Die Gruppen finden zwei bis dreimal im Jahr sowohl vormittags als auch nachmittags statt. Die Gruppentermine richten sich nach der Anzahl der Frauen* (meist 12-15 Termine).

 

 

Nachhaltige Gewaltprävention erfordert gute Netzwerkarbeit. Vor diesem Hintergrund kooperiert die Bestärkungsstelle seit ihren Anfängen 1997 eng vernetzt im Gewaltpräventionsnetz (HAIP Hannoversches Interventionsprogramm gegen Häusliche Gewalt)