Sollte die Situation zu Hause eskalieren, zögern Sie nicht die Polizei über 110 um Hilfe zu bitten, auch wenn noch nichts passiert ist, aber die Situation bedrohlich werden könnte. Die Polizei kommt lieber einmal mehr als zu spät! Behalten Sie mögliche Fluchtwege im Auge, denn wenn es Ihnen nicht möglich ist zu telefonieren, versuchen Sie aus der Situation/Wohnung zu fliehen. Denken Sie dabei auch an Ihre Kinder! Bestenfalls haben Sie sich schon einen Notfallplan zurecht gelegt.
Beispiel für einen Notfallplan:
Kleine Tasche gepackt bereithalten (oder bei einer Vertrauensperson deponieren) mit Schlüssel, Kleingeld, Handy, Telefonnummern/Adressen u.a. von Vertrauten oder den Frauenhäusern, außerdem Papiere/Ausweise, Kopien von Unterlagen (siehe unten) und etwas Kleidung/Kosmetik zum Übernachten. Medikamente, Spielsachen, Brille und Schulsachen nicht vergessen. Ggf. auch wichtige Erinnerungsstücke z.B. Fotoalben o.ä.
Sprechen Sie mit FreundInnen oder Verwandten über die Möglichkeit, bei diesen im Notfall unter zu kommen. Falls Sie nicht direkt telefonieren können, können Sie auch ein Codewort mit ihrer Vertrauensperson vereinbaren. Auch die Kinder können teilweise mit eingeweiht werden und wissen, wenn das Codewort fällt, dass Sie umgehend das Haus verlassen sollten. Schaffen Sie sich ein Notfall-Netzwerk: Auch die Nachbarn sollten Bescheid wissen, dass sie, wenn sie etwas Verdächtiges bemerken, die Polizei benachrichtigen sollten.
Polizeieinsatz
Wenn die Polizei gerufen wird, wird in der Regel ein Platzverweis gegenüber dem Verursacher ausgesprochen. Danach können Sie beim Amtsgericht Hannover eine Einstweilige Anordnung erwirken, um ein Kontaktverbot oder/und eine Wohnungszuweisung für ein halbes Jahr beantragen. In der Regel versuchen auch wir pro-aktiv Kontakt nach Polizeieinsatz zu Ihnen aufzunehmen. Wir können dann auch gemeinsam mit Ihnen besprechen, wie eine Einstweilige Anordnung gestellt wird, oder ob noch etwas anderes für Sie in Frage käme (z.B. Frauenhaus, Verwandte etc.). Weitere Infos siehe auch unter Schutzmaßnahmen.
Frauenhaus
Bei Tötungsandrohungen, Waffenbesitz oder fortdauernder Bedrohungssituation kann es für Ihren Schutz sinnvoll sein, ins Frauenhaus zu gehen.
Telefonischer Kontakt zur Frauenhauszentrale in Hannover (Frauenhaus24):
0800 7708077
Hier ist eine sofortige Aufnahme in der Regel möglich und innerhalb der nächsten Tage wird dann individuell geschaut, in welcher Einrichtung ein dauerhafter Platz gefunden werden kann. Auch mögliche Alternativen werden gemeinsam durchgegangen.
Wichtige Unterlagen
- Ausweis/Pass/Kinderausweis
- Ggf. Aufenthaltsnachweis o.ä.
- Geburtsurkunden
- Krankenversichertenkarte
- Mietvertrag/Grundbuchauszug
- Sparverträge/Versicherungen/Kreditunterlagen
- Scheidungsurteil/Sorgerechtsentscheide
- Kontoauszüge, Gehaltsbescheinigung Ehemann
- Führerschein/Fahrzeugpapiere
- Sonstige Bescheide vom Sozialamt, Jobcenter oder der Rentenversicherung.
Falls Sie selbst nicht betroffen sind (sondern verwandt oder befreundet), besprechen Sie mit der Betroffenen die Möglichkeiten für ihre Sicherheit und unterstützen Sie sie dabei.
Beweissicherung
Beim Hausarzt, Frauenarzt oder über PRO Beweis (in der MHH) können anonym körperliche Verletzungen aufgenommen und dokumentiert werden. Die Untersuchungsergebnisse werden dann bei Pro Beweis bis zu zwei Jahren aufgehoben, damit sie für eine spätere Anzeige zur Verfügung stehen können und auch in einem Gerichstverfahren beweisfest sind. Wann und wie eine Anzeige sinnvoll ist, besprechen wir gerne mit Ihnen persönlich oder auch am Telefon.